Eine „slawische Altertumskunde“, in jüngerer Zeit als „slawische Archäologie“ bezeichnet, entstand im 19. Jahrhundert parallel zu einer „germanischen Altertumskunde“. Beide lassen sich auf die romantische Suche nach den „eigenen“, nationalen Vorfahren zurückführen, gerieten aber zunehmend in nationalistisches Fahrwasser. Politische Konfrontationen der jeweiligen Gegenwart wurden in die frühgeschichtliche Vergangenheit projiziert. Die unterschiedlichen „Slawenbilder“ in der Archäologie werden nur aus der unablässigen, stets wertenden und aktualisierenden Gegenüberstellung mit den Germanen verständlich. Im folgenden werden einerseits diese „Leitbilder“, andererseits die Methoden-Entwicklung und Institutionalisierung der (frühgeschichtlichen) Archäologie im östlichen Deutschland, in Polen und in Böhmen während der letzten 200 Jahre erörtert. Dabei lassen sich vier Phasen unterschieden – eine „vaterländische Altertumskunde“ in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1), das „imperialistische Zeitalter“ im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert (2), eine „Radikalisierung“ zwischen den beiden Weltkriegen (3) und die „slawische Archäologie“ in den sozialistischen Ländern zwischen 1945 und 1990 (4). Deutlich wird die Abhängigkeit der Wissenschaftsentwicklung von der Zeitgeschichte. Die Zukunft werden daher neue Fragestellungen bestimmen. and THE PICTURE OF THE SLAVS: „SLAVIC ANTIQUARIANISM“ IN THE 19th – 20th CENTURIES. „Slavic antiquarianism“, later re-christened „Slavic archaeology“ originated in the first half of the 19th century in parallel with „Germanic antiquarianism“. Both were grounded in a romantic quest for „their“ national ancestors in a period of strong nationalism, while the political confrontation of the time was projected back into the past. The diversity of the „picture of the Slavs“ in archaeology is understandable only in connection with constant comparison to the Germans. While on the one hand assessing these „patterns“, the author also considers the development of methods and the institutionalisation of (Early Medieval) archaeology in the eastern part of Germany, Poland and Bohemia over the last 200 years. Within this framework, he distinguishes four phases: the „patriotic antiquarianism“ of the first half of the 19th century, the „Imperialist period“ of the late 19th and early 20th centuries, the period of „radicalisation“ in the inter-War years, and the „Slavic archaeology“ of the Socialist states from 1945–1990. The dependence of the development of the discipline on historical conditions is evident; in the future, it will thus be necessary to define a new way of putting questions.